Die Experimentelle Klasse agiert an der Schnittstelle zwischen bildender Kunst und Theorie und legt dabei den Schwerpunkt auf queere, feministische und intersektionale Fragestellungen und Arbeitsweisen.
In der Klasse wird an Formaten von Klassengesprächen gearbeitet, die hierarchiearm funktionieren, angstfrei sind und die Fixierung auf eine einzelne Person vermeiden. Die Experimentelle Klasse legt Wert darauf, partizipative und kollaborative Arbeitsformen zu entwerfen und anzubieten, über die Werkzeuge zur Vermittlung der Inhalte entwickelt und ein gemeinschaftliches Arbeitsklima geschaffen werden.
Im Fokus der inhaltlichen Auseinandersetzung stehen verschiedene Aspekte von Care Arbeit.
Die Experimentelle Klasse der HFBK Hamburg wurde von Joke Janssen und ANna Tautfest ins Leben gerufen und besteht aus: Saskia Ackermann, Anne Mayer, Anne Meerpohl, Zineb Mahassini, Lara Molenda, Charlotte Perka, Mona Rizaj, Cristina Rüesch, Anna Unterstab
Pamphlet! der Experimentellen Klasse
oder: Thesenpapier, Skizze, Streitschrift
Wir sind eine Gruppe.
Wir haben nicht die gleichen Startbedingungen. Wir haben individuelle Privilegien.
Wir wollen gemeinsam arbeiten.
Wir haben einen Raum angeboten bekommen und wollen ihn nutzen.
Wir sind zusammengekommen, weil wir uns Fragen stellen, die noch nicht beantwortet sind.
Hier stoßen diese Fragen nicht auf taube Ohren.
Wir haben nach Außen geschaut.
We care about stories.
Wir fragen uns, was künstlerisches Arbeiten bedeutet.
Wir fragen uns, was Recherche bedeutet.
Wir fragen uns, was Wissen bedeutet.
Wir fragen uns, was Erfolg bedeutet.
Wir fragen uns, wessen Wissen und Bilder wir im Kopf tragen.
Wir fragen uns, wie wir diese dekonstruieren können.
Wir fragen uns, was unsere Rolle zwischen all diesen Fragen ist. Wir sind verstrickt.
Wir fragen uns, wie es uns geht.
Wir hören einander zu.
Wir wollen voneinander lernen, nicht miteinander konkurrieren.
Wir glauben an gemeinschaftliche Prozesse statt Selbstoptimierung.
Wir wollen die Position hinterfragen, aus der wir sprechen und den Raum, in dem wir uns befinden.
Wir wollen herausfinden, wie wir die richtigen Fragen stellen.
Wir denken Theorie und Praxis zusammen.
We care about the space.
We want to establish spaces of dialogue in an environment of trust.
We ask ourselves: who are the missing ones here and today.
Wir sehen die Schwierigkeit des Wir.
Wir glauben nicht, dass wir dank einer göttlichen Fügung hier sind.
Wir glauben nicht an (Künstler)Genies.
Wir glauben nicht an Eingebungen, die vom Himmel fallen.
Wir glauben nicht an die Unantastbarkeit der Wissenschaft.
Wir glauben nicht an Dichotomien.
Wir glauben an die Situiertheit von Wissen.
Wir glauben an die Konstruiertheit von Wissen.
Wir sind verstrickt.
Wir glauben an Polytomie.
We believe in rewriting the narrative.
Wir glauben an Verletzlichkeit.
Wir müssen Hierarchien hinterfragen.
Wir müssen außerhalb des Kanons lesen, beobachten, zuhören.
Wir müssen uns unseren Priviliegien bewusst werden und sie produktiv nutzen statt sie zu ignorieren und relativieren.
Wir müssen über Diskriminierungen sprechen.
Wir wollen nicht nur kritische Inhalte, wir wollen kritische Strukturen.
Wir sehen die Schwierigkeit des Wir.
Wir wollen nicht lächeln müssen, damit uns zugehört wird.
They say it‘s love, we say it‘s unwaged work
More smiles? More money.
We care about smiling structures
Wir wollen empathisch arbeiten.
Wir unterstützen uns gegenseitig.
Wir wollen eine produktive und respektvolle Gesprächsweise erlernen.
We care about telling you.
Wir wollen unsichtbare Arbeit sichten und sichtbar machen.
Deshalb haben wir eine Uhr angefertigt.
Wir wollen die Arbeit fair unter uns aufteilen.
Deshalb hat die Uhr einen Zeiger.
Wir wollen unsere Arbeitsprozesse festhalten und füreinander zugänglich machen.
Deshalb schreiben wir immer ein Protokoll.
Wir wollen internalisierte Machtstrukturen verlernen.
Wir glauben an Veränderung.
Wir sind nicht die ersten und wir wollen nicht die letzten sein.
Wir sehen die Schwierigkeit des Wir.
***